Windenergie ist keine Option für den Kanton Schwyz

Der Veranstaltung im Mythenforum Schwyz: «Windenergie: pro und contra» folgten etwa 40 Zuhörer

Was ist der Preis der Windkraft für den Kanton Schwyz?

In einer Podiumsdiskussion am 27. Juni 2023 forderte der Kanton Schwyz die Vermeidung einer Strommangellage, die Reduzierung von Abhängigkeiten von Stromeinkauf aus dem Ausland und den intensiven Ausbau von Energieträgern erneuerbarer Energieressourcen. Insbesondere appellierte Regierungsrat Sandro Patierno vom Umweltdepartement, die Wasserkraft, Fotovoltaik und die Windenergie sei zu forcieren. Doch Wasser und Sonne stellen dabei die am schnellsten umsetzbaren Massnahmen dar. Beim Ausbau von Windkraft zeigte die Fallrechnung von geplanten 13 Windanlagen eine negative Kostenbilanz im Faktor 1:6. D.h. einem spekulativem Stromertrag von 130 Mio. Fr. (innert 20 Jahre Lebensdauer), stehen etwa 800 Mio. Fr. Kosten an zu erwartenden Strukturschäden gegenüber.

29. Juni 2023, Bott, Bernhard Axel 

Windräder in der Schweiz haben nur 19 Prozent Auslastung

Nutzniesser der Windkraft sind auf Kosten der Schweizer Stromverbraucher, die ausländischen Anlagenersteller und Betreiber, die sich mit Investitionshilfen und Defizitgarantien subventionieren, und sich ein lukratives Geschäftsmodell sichern. Wäre damit das Energieziel der Schweiz und besonders des Kantons Schwyz garantiert, könnte teurer Strom noch vertretbar sein. Aber das Resultat sieht leider noch anders aus: Windkraft erreicht in der Schweiz über das Jahr gerechnet höchstens 19 Prozent der Anlagenauslastung. Dazu kommt, dass der generierte Strom aufgrund seiner Schwankungen und Flauten eine instabile Ressource ist. 

Schweiz ist mit Ausnahme von Martigny kein Windkraftland

Das Bundesamt für Energie BFE: «Der Windatlas Schweiz gibt Auskunft über Jahresmittel der modellierten Windgeschwindigkeit und Windrichtung auf fünf Höhenstufen über Grund, Windpotenzialgebiete, welche im Rahmen der kantonalen Richtplanung abzuklären sind, sowie die wichtigsten Bundesinteressen, welche bei der Planung von Windenergieanlagen zu berücksichtigen sind.» Der Windatlas wurde in 2020 geändert und hinsichtlich Richtwerten nach oben korrigiert (interpoliert, nicht real gemessen). Vergleichsstudien aus Windkraftanlagen im benachbarten Baden-Württemberg zeigen eine Werteverzerrung von bis zu 150 Prozent (einsehbare Werte beim Verfasser). 

Windkraft kann Stromlücke nicht annähernd füllen

Ein Statistikbeispiel von Energie Schweiz zeigt eine Voltaikrelevanz im Juni 2017 über 15 Prozent, bei Windenergie im Dezember 2017 über fast 16 Prozent und wieder Voltaik im Juli 2018 von 15 Prozent. Die Idee ist nun, beide Technologien so zu koppeln, dass zumindest eine durchschnittliche Stromversorgung von 12 – 13 Prozent resultiert. Das löst aber nicht das Energieloch von nahezu 85 Prozent übers Jahr gerechnet.

Windenergie hat Anteil von nur 0.2 Prozent

Die Produktion von Strom aus erneuerbaren Ressourcen beträgt schweizweit nicht mehr als 5 Prozent (Wasserkraft, Voltaik, Biomasse). Die Windkraft hat darin einen Anteil von 0.23 Prozent. Im Kanton Schwyz wurde im Jahr 2020 total 3.900 GW Strom verbraucht, 0,05 Prozent stammten aus der Windkraft, das Meiste mit 44 Prozent aus fossilen Treibstoffen. 

Im Jahr 2022 produzierten Quellen im Kanton Schwyz 485 GW Strom, das Meiste entstand aus Wasserkraft, durch Wind so gut wie nichts. Wenn im Kanton die Windkraft mindestens 33 Prozent Grundlast-Strom liefen sollte, müssten 390 MW Ökostrom aus 169 Windanlagen* erzeugt werden. Das im Dauerbetrieb, den eine Anlage nur ab Windstärken über 5 m/Sek. erreicht und nur im Winter. Allein 13 Windanlagen würden 5.1 km2 Fläche von kantonsweit 908 km2 (0.6 Prozent) verbrauchen. Das Ausbauziel des Bundes liegt bis 2050 bei 40 – 180 GW Windstrom p.a.

* Anlagen im Format des grössten Windparks der Schweiz, Mont Corsin, Berner Jura, 16 Anlagen erzeugen 37,2 MW.

Was wird mit dem Windkraft-Ausbau im Kanton Schwyz erreicht?

Der Kanton Schwyz folgt dem Druck des Bundes, der dieselben Ziele verfolgt, unabhängige Versorgungssicherheit, Vermeidung Abhängigkeit und Förderung im Land verfügbarer regenerative Quellen sowie Energieeinsparungen. Generell wird mit Windkraft anstatt einer Vermeidung; eine Abhängigkeit zum Ausland erhöht. Die fehlende Grundlastsicherung durch Windkraft, selbst in Kombination mit Voltaik, schliesst diese in der Energiebilanz eigentlich aus. Zwar spricht das Umweltdepartement von einer Vision über 65 GW, nennt aber keine Ausbaudetails und beschränkt sich bis jetzt nur auf die Ausweisung von Flächen. 

Das Potential an regenerativen Ressourcen beschränkt sich auf Voltaik, Biomasseverwertung und die Wasserkraft. Beim Energiesparen wird hauptsächlich der Isolationsschutz von Gebäuden und Infraversorgungen, von technischen Optimierungen im Verkehr, in der Wirtschaft und im Privatgebrauch eine Rolle spielen. Wie sich neue Wärmetechnologien (Geothermie) und die Elektromobilität auf den Energieverbrauch auswirken, ist noch nicht absehbar. 

Sollte die Windkraft tatsächlich in der Schwyz Einzug halten, darf man sich über ihre Nebenwirkungen Gedanken machen.

• Kein relevanter Beitrag zur Stromversorgung
• Kein Beitrag zur Versorgungssicherheit
• Betrieb nur mit massiven Subventionen möglich
• Negative Emissionen für Anwohner
• Landschaftsbild wird verschandelt
• Windkraftanlagen töten Vögel, Fledermäuse, Insekten
• Negative Auswirkungen auf  die Lebensqualität der Bevölkerung, den Tourismus, die Wirtschaft und Standortattraktivität
• Wertverlust von Immobilien

Der Kanton lässt Optionen offen

Der Kanton Schwyz ist bestrebt, einerseits die Ziele des Bundes zu erfüllen und andererseits der Bevölkerung Versorgungssicherheit zu bieten. Dazu werden Zielvorgaben gemacht, in denen regenerative Ressourcen zur Energiesicherheit beitragen. Lösungen bieten kurz- und mittelfristige Pakete bei bereits genutzten Technologien. Es ist nicht auszuschliessen, dass neue Technologien an Bedeutung gewinnen ohne die Nebenwirkungen, wie sie gegenwärtig durch die heutige Windkraft-Technologie entstehen. Windkraft wäre nicht auszuschliessen, wenn sie eine höherer Leistungseffizienz und -Stabilität sowie weniger Schadenspotential aufwirft. Schliesslich könnte sich die Versorgungsstruktur ändern und die vor Ort-Versorgung durch die Verbraucher zunehmen.

Weitere Informationen

• Foliensatz, Kanton Schwyz, Mehr …

• Foliensatz, Freie Landschaft Schwyz.
Mehr …

• Winterstrom für die Schweiz, Energie Schweiz. Mehr …

• Schweizerische Gesamtenergiestatistik 2021, BFE. Mehr …

• Schweizerische Elektrizitätsstatistik 2022. BFE. Mehr …


Der Windatlas lügt

Studien entzaubern die Illusion einer ausreichenden Windstärke für Windkraftanlagen.
Fazit: der Stillstand ist der am meisten festgestellte Betriebszustand von Windanlagen. Springer Link oder als PDF

Rechtliche Einordnung am Beispiel Windatlas Baden-Württemberg. Mehr …

Anmerkungen zum neuen Windatlas BW 2019 aus landschaftsplanerischer Sicht. Mehr …


Bilder der Veranstaltung


Regierungsrat Sandro Patierno, Umweltdepartement, setzt sich für eine nachhaltige und mit regenerativen Ressourcen gestützte Energieversorgung im Kanton ein

Carl J. Wiget, Volkshochschule Schwyz, moderiert durch den Abend und die Diskussion

Siegfried Hettegger, Präsident Freie Landschaft Schwyz, klärt über Fakten zur Windenergie auf

Markus Russi, ehemals GL-Mitglied des EW Ursern, Befürworter der Windenergie

Urs Steiger, Präsident Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee, als Vertreter des Schwyzer Umweltrates (SUR) sieht eine Unverträglichkeit von Windanlagen in gefährdeten Naturräumen

Prof. Dr. Urs N. Glutz von Blotzheim, bekannter Ornithologe warnt vor Windanlagen in gefährdeten Habitaten und spricht sich für den Artenschutz aus

Angeregte Podiumsdiskussion. Fotos 2023 © Bott, Bernhard Axel