«viamia» – kostenlose Standortbestimmung fürs Berufsleben

Sich schulisch weiterbilden? Eine neue Aufgabe oder Funktion im Betrieb übernehmen?
Mit dem Angebot «viamia» sorgt Philipp Strässle und sein Team für eine berufliche Standortbestimmung und neue Perspektiven.

Interview mit Philipp Strässle, Vorsteher Amt für Berufs-, Studien und Laufbahnberatung Kanton Schwyz

Mit «viamia» bietet die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung des Kantons Schwyz Erwachsen ab 40 Jahren eine kostenlose Standortbestimmung. Der Amtsvorsteher Philipp Strässle und sein Expertenteam unterstützen Berufstätige mit einer neutralen Aussensicht und eingehenden Potenzialabklärungen. Denn eines ist klar: Die Arbeitswelt wandelt sich immer schneller. Mit fortschreitender Digitalisierung sind neue Berufskompetenzen gefordert und die Gestaltung der beruflichen Laufbahn verlangt nach lebenslanger Anpassung.

Welche Ziele verfolgt das Projekt «viamia»?

Philipp Strässle: «viamia» bietet eine kostenlose Standortbestimmung für Erwachsene ab 40 Jahren. Das Angebot richtet sich insbesondere an inländische Angestellte, die schon länger im Berufsleben stehen und weitere 20 bis 30 Jahre Arbeitsleben vor sich haben. Diese Personen sollen eine Rückmeldung erhalten, wie gut sie für die zweite Hälfte ihres Arbeitslebens positioniert sind. Ziel ist es, ihre Stellung im Arbeitsmarkt zu stärken, damit sie mit der raschen technologischen Entwicklung Schritt halten können und keine wertvollen Fachkräfte verloren gehen. Zudem soll möglichst vermieden werden, dass diese Menschen durch ausländische Arbeitskräfte, die besser qualifiziert und vielleicht auch günstiger sind, verdrängt werden. Dabei wird der Fokus auf ihre Arbeitsmarktfähigkeit gerichtet. «viamia» ist eine Initiative von Bund und Kantonen. Seit Januar 2022 bieten alle Zentralschweizer Kantone «viamia»-Beratungen an.

Weshalb ist eine berufliche Standortbestimmung für Personen über 40 Jahren wichtig?

Strässle: Es kann sehr hilfreich sein, sich von Zeit zu Zeit von einer neutralen Beratungsperson, einem Sparringspartner, einen «Spiegel» vorhalten zu lassen. Mit «viamia» sind Leute angesprochen, die sich die Frage stellen: «Wie soll es in den nächsten 20 bis 30 Jahren beruflich für mich weitergehen? Wie will ich mich positionieren und weiterentwickeln, damit ich auch für die restliche Arbeitszeit gut gerüstet bin?» Ein typisches Beispiel ist eine Person mit Lehrabschluss, die mit ihrer Stelle zufrieden ist und gute Arbeit leistet. Durch technologische Entwicklungen könnte ihr Arbeitsplatz jedoch gefährdet sein, weil sie die nötige Weiterbildung (noch) nicht hat. 

Wie muss man sich eine Standortbestimmung in der Praxis vorstellen?

Strässle: In einem Erstgespräch werden mit einem standardisierten Vorgehen zuerst die Ressourcen und die Erfahrungen erhoben, um die aktuelle Arbeitsmarktfähigkeit zu analysieren. Die Arbeitsmarktfähigkeit definieren wir mit der Frage: «Wenn Sie jetzt die Stelle verlieren würden, wieviel Aufwand müssten Sie leisten oder wie schwierig wäre es für Sie, eine gleichwertige Stelle zu finden?». Aufgrund der Faktenlage definiert die beratende Person allfällige Massnahmen, die bestenfalls vom Arbeitgeber unterstützt oder aber privat veranlasst werden, wie etwa eine Weiterbildung oder die Übernahme einer neuen Funktion oder einer neuen Aufgabe im Betrieb. Es ist ein grosses Anliegen der kantonalen Berufs-, Studien- und Laufbahnberatungen, dass die Klientinnen und Klienten ein handfestes Resultat erhalten. Jede Klientin, jeder Klient erhält am Schluss einen Bericht mit der Zusammenstellung der Laufbahnressourcen, einer Einschätzung der Arbeitsmarktfähigkeit und Handlungsempfehlungen, wie die Person ihre berufliche Ausgangslage verbessern kann. 

Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Standortbestimmung?

Strässle: Es gibt keinen falschen Zeitpunkt für eine Standortbestimmung. Klientinnen und Klienten müssen motiviert sein und sich bereit erklären, ein Fremdbild zu ihrer Arbeitsmarktfähigkeit zu erhalten. Das Angebot ist kostenlos, es wird jedoch erwartet, dass eine gewisse Vorarbeit geleistet wird, in Form eines aktuellen Lebenslaufs und dem Ausfüllen eines Fragebogens. Zudem müssen Klientinnen und Klienten im Vorfeld Zusatzfragen beantworten. Wir erwarten auch, dass sie an einer kurzen Schlussevaluation teilnehmen. 

Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf die heutige Arbeitswelt?

Strässle: Alles was Wissen und Routine ist, kann digitalisiert werden. Fachwissen verliert an Wert beziehungsweise es wird erwartet, dass ich aufbauend auf mein berufliches Grundlagenwissen, mir jederzeit neues Wissen selbstständig aneignen kann. Das Tempo macht den Unterschied zu früher. Für die Arbeitnehmenden verbleiben Tätigkeiten, die menschliche Qualitäten erfordern: Empathie, Intuition, Kreativität, Methodenkompetenzen, Eigenantrieb, in Gruppen Entscheidungen treffen usw. Die Digitalisierung macht unsere Welt komplexer. Unternehmen in einer digitalen Umwelt setzten deshalb immer mehr auf Dezentralisierung von Verantwortung, d.h. es entwickeln sich zunehmend kleine Gruppen, die autonom Entscheidungen finden und treffen. Entscheidend ist die Haltung, sich immer und immer wieder neue Kompetenzen aneignen zu wollen. Der erste Schritt ist zu erkennen, dass ich meine Arbeitsmarktfähigkeit eigenverantwortlich aufrechterhalten muss bis zur Pensionierung, das macht niemand für mich. Der beste Schutz bietet Neugier und Lernfreude.

Wo kann ich das Angebot «viamia» nutzen?

Strässle: Die BIZ Goldau, Einsiedeln und Pfäffikon freuen sich über eine Anmeldung per Telefon oder online: www.sz.ch/viamia  

Rückfragen an:

Amt für Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung
Herr Philipp Strässle
Amtsvorsteher
Telefon: 041 819 51 40
philipp.straessle@sz.ch

Amt für Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung des Kantons Schwyz

Im Zentrum der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung des Kantons Schwyz steht der Mensch und seine persönliche Berufskarriere. Durch allgemeine Aufklärung, Informationen, Tests und persönliche Gespräche geben rund 25 Personen Antworten zur Berufswahl, koordinieren die Berufs- und Studienwahlvorbereitung in Schulen und bieten Laufbahnberatungen für Jugendliche und Erwachsene. Die Berufsexpertinnen und -experten stärken damit die Arbeitsfähigkeit der Schwyzer Bevölkerung und öffnen die Türen zu Bildung und Wirtschaft.