Renditen bestimmen Mobilitätsstrukturen

Wohin bewegt sich die Mobilität im inneren Kantonsteil Schwyz?

TCS, REV Regionalverband Rigi-Mythen und +GENIALREGIONAL, luden am 16. Januar 2020 zu einem Expertenforum ins Mythenforum Schwyz ein, welche zukunftsweisende Lösungsansätze die Mobilität in der Innerschwyz bestimmen könnten. Dazu wurden in Zusammenarbeit mit zwei Trendforschern verschiedene Zukunftsbilder erarbeitet. An den Schwyzer Regionalgesprächen wurden die Resultate präsentiert und diskutiert.

+GENIALREGIONAL fragt auf seiner Website:
Ingenbohl-Brunnen, Seewen, Goldau und Küssnacht – dies sind die «Hotspots», in welchen in den nächsten Jahren die wirtschaftliche Entwicklung im Raum Innerschwyz stattfinden soll. Doch zurzeit sind die vorgesehenen Areale nicht oder nur teilweise zugänglich. Das Problem: Als Basis für die Planung des künftigen Mobilitätsbedarfs dient klassischerweise das gegenwärtige Verkehrsaufkommen und –verhalten. Anhand der Daten von heute werden Prognosen für das Morgen entwickelt. Ist dieser Ansatz der Planung noch zielführend?

ZUKUNFTSBILDER MOBILITÄT
Ingenbohl-Brunnen, Seewen, Goldau und Küssnacht sind Entwicklungsschwerpunkte (ESP) im Kanton Schwyz. An den vier Standorten sollen Arbeitsplatzgebiete geschaffen werden, die Planung ist jedoch aufgrund komplexer Erschliessungsfragen blockiert. Den Ausweg aus der Blockade bieten keine Prognosen für das Morgen, die sich aus den Daten vom Heute berechnen lassen. Deshalb lässt der REV Zukunftsbilder für eine nachhaltige Mobilität in Innerschwyz entwerfen. Martina Kühne und Frerk Froböse, Autoren der GDI-Studie «Mobilität 2025 – Unterwegs in die Zukunft» erarbeiten teils realistische, teils spekulative oder sogar provokative Zukunftsbilder. Sie rücken das Leben der Menschen ins Zentrum und befeuern die Diskussion über Mobilität und Verkehr im inneren Kantonsteil Schwyz.

Die Veranstaltung und Beiträge

Dr. Roland Pfyl, Präsident REV Riga-Mythen eröffnete das Forum und wünschte den Teilnehmern eine aufschlussreiche gedankliche und diskussionsfreudige Auseinandersetzung mit der Mobilität von Morgen.

Globale Mobilitätstrends und ihre Auswirkungen für Schwyz
Dr. Martina Kühne, Ökonomin, Zukunftsforscherin und Co-Gründerin des Trendbüros Kühne Wicki/Future Stuff in Zürich, Co-Projektleiterin «Zukunftsbilder Mobilität Innerschwyz»
Ihr Beitrag:  «Im Schnitt bewegt sich eine Person am Tag 36.8 km, davon 2/3 mit dem Auto. Das Auto bleibt für den Mobilisten das zentrale Fortbewegungsmittel, weil es ein individuelles Bedürfnis nach Freiheit erfüllt. Systeme, das Auto zu ersetzen sind zwar technisch denkbar, haben aber psychologische, soziologische und gesellschaftspolitische Hürden zu überwinden. Allerdings hindern Einschränkungen den schnellen Ausbau des autonomen Fahrens als bequeme Alternative zum selbstgesteuerten Fahrzeug. Sich fortbewegen lassen ist teuer. Die billigste Variante ist, sich selbst zu bewegen per Velo oder als Fussgänger. Das rückt eine Umgestaltung der Beschaffungsquellen in die Nähe von ÖV-Schnittstellen in das Blickfeld der Planung. Kurze Wege eines Mobilisten zu seinen Bezugsquellen der Versorgung könnten künftige Orts- und Agglomerationsstrukturen verändern. Was jedoch schwer vorstellbar sein wird, dem Land eine städtische Mobilitätskultur aufzuzwingen. Eine Kuh oder Schafsherde im Panoramazug im Nahverkehr auf dem Weg zur Sommerweide ist nur schwer vorstellbar.

https://www.genialregional-sz.ch/aktuell/news-detail/stadtlandschwyz-2035-zukunftsbilder-fuer-den-raum-innerschwyz.html

StadtLandSchwyz — Die Zukunftsbilder für die Entwicklungsschwerpunkte im inneren Kantonsteil
Frerk Froböse, MSc, Sozialwissenschaftler und Projektleiter bei Heller Enterprises in Zürich, Co-Projektleiter «Zukunftsbilder Mobilität Innerschwyz». Sein Beitrag:
«Umgestaltung neuer Siedlungsentwicklungsareale in Erlebniszonen, Themenparks, neue Funktionsebenen der Begegnung, Workspaces, Wohninseln? Die Möglichkeiten sind vielseitig und je nach Ausgangslage des Ortes sehr individuell gestaltbar.
Jedoch, was sein könnte, ist das auch ökonomisch sinnvoll?»

https://www.dropbox.com/s/3x2ywtjocc9ltqb/schwyz_A4_Reinlayout.pdf?dl=0

Kurzfristige oder nachhaltige Mobilitätslösungen?

Dr. Jörg Beckmann, promovierter Verkehrssoziologe, Direktor der Mobilitätsakademie AG, TCS Schweiz,
Die Mobilitätsakademie AG – eine Tochtergesellschaft des TCS – mit Sitz in Bern wurde im Jahr 2008 vom Touring Club Schweiz gegründet. Als Think- und Do-Tank beschäftigt sie sich seither mit zukunftsweisenden, nachhaltigen Mobilitätsformen und schafft über Verbandsgrenzen hinweg einen vorurteilsfreien Raum für kreatives Verkehrsdenken und -handeln.
Der Mobilitätsdruck entscheidet über die Systeme und Möglichkeiten. Allerdings ist nicht eindeutig feststellbar wie sich Systeme heute schon für morgen festlegen lassen. Ihre Entwicklung und ihr Einsatz braucht länger, als Mobilitätstrends anhalten. Kurzfristige Lösungen, haben dann meist auch nur eine kurzfristige Lebenszeit.»
Jörg Beckmann kam eigenst in einem Lastenvelo angereist. Eine persönliche Geste oder ein Wink mit dem Zaumpfahl, dass dies jeder so tun sollte?

Realistisch, ist was finanzierbar ist

Marc Schneiter, Dipl. Ing. FH In Raumplanung,
Schneiter Verkahrsplanung Glarus. Seine Feststellung überzeugte noch am meisten:
«Es überlebt das System, welches Investoren überzeugt, profitabel ist und seinen Nutzen bestätigt. Renditen bestimmen die Strukturen.»

Lebensqualität braucht Sicherheit in der Mobilität

Den Schlusspunkt referierte Markus Reichmuth, Präsident TCS Sektion Schwyz.
Er stellte fest: «Mobilität ist dazu da, Wohnen, Arbeiten und Leben in seiner Qualität zu fördern. Ein Kriterium ist die Wirtschaftlichkeit und Sicherheit. Dies zu gewährleisten erfordert den Dialog der Disziplinen und mit den Mobilisten. Veranstaltungen wie diese tragen zur Sensibilisieren bei, geeignete Lösungen zu gestalten.»

Die Moderation hatte Augustin Mettler, der souverän durch die Themen begleitete.