Herbstweindegustation 2019

Weine die überzeugen: Kirsch-, Pfirsich und Südfrüchtearomen

Was ist ein guter Wein, wenn einheimisch gepflegte Reben ein stabiles Sonnenbad, kein Trockenstress und eine saubere Kelterstube geniessen durften?
Wenn es die Kellerei versteht, aus zum richtigen Zeitpunkt gelesenen Trauben vollmundige, edle, finessenfeine und im Charakter unverwechselbare Weinsorten zu produzieren? Schon, zumindest, alles das sollte als Kriterium erfüllt sein. Hauptsache jedoch, guter Wein ist, welcher einem schmeckt.

Die Gebr. Kümin Weinbau und Weinhandel AG in Freienbach hat am 14. und 15. November 2019 erneut zur Herbstdegustation eingeladen. Welcher Wein schmeckt einem hauptsächlich aus den Jahrgängen 2018 am besten? Doch auch Jahrgänge 2015, 2016 und 2017 sind nicht zu verachten.
Die Veranstaltung ist gut besucht, je nach Zeitpunkt zwischen 14.00 bis 20.00 Uhr an beiden Tagen dominieren Weinverkoster älterer, mittlerer oder jüngerer Jahrgänge aus dem Lieberhaberkreis von Kümins Weinen. Neben der Herbstdegustation können auch bei einer Frühlingsdegustation die aktuellen Entwicklungen neu gekelterter oder bereits gelagerter Weine verkostet und natürlich in 6er-, 10er- oder 12er-Gebinden gekauft werden.
Etwa 75 Rot- Weiss-, Rose- und Schaumweine aus regionalen Lagen am Zürichsee, Walensee, Genfer See, zusätzlich etwa 25 Weine aus Italien, Frankreich und Spanien sowie 8 Spirituosen und Fruchtbrände, darunter der bekannte Amarus Kräuterliquer, stellen sich dem Wettbewerb auf dem Gaumen.

Ich bin bereits zum dritten Mal an einer Weindegustation dabei. Das ermöglicht die jedesmal wieder im Katalog aufgeführten Spezialitäten in ihrer Entwicklung zu vergleichen. Spezialitäten aus der Region sind alle seine Erzeugnisse die hier angebaut, verarbeitet und bestenfalls auch getrunken werden. Beim ersten Mal testete ich tatsächlich alle Weine durch und konzentrierte mich ab da auf eine Auswahl nach Punkten.

Von 100 Weinen erreichten an der diesjährigen Herbstdegustation:

– Drei Weine je einen Punkt
– Sechs Weine je zwei Punkte
– Fünf Weine je drei Punkte
– Zwei Weine je vier Punkte

Alle anderen Getränke waren etwa nicht qualitativ ausreichend oder ungenügend, sie entsprachen einfach nicht meinen persönlichen selektiven Top-Kriterien.

Kriteriensystem

Mein Kriteriensystem bildete sich 1994 mit der Herausgabe des Bott-Ökoweinführers Deutschland. Seit dem in unzähligen Blindweinproben nicht nur deutsche, Schweizer- und internationale Ökoweine degustiert (das waren eher die wenigsten), darüber in Fachzeitschriften beschrieben und auf Weinreisen die Winzer persönlich besucht, entstand ein persönlicher Kriterienkatalog. Weinmärkte, Geschmäcker und Konsumenten haben sich seither verändert, nicht aber Kriterien der Authentizität und was einen Wein zu einem Spitzenprodukt machen. Hier näher auf die Details einzugehen würde den Rahmen sprengen. Nur so viel, es liegt am Winzer, wie er es versteht aus den heimischen Böden, Rebsorten, unter klimatischen Bedingungen, Kampf gegen Schädlinge, Frost, Trockenheit oder Übernässung, eine hohe Traubenqualität mit exzellenten Öchslegraden zu generieren und in technisch exakt kontrollierten Verfahren zum jeweils identischen Wein zu verarbeiten.
Ob im Stahltank oder im Holzfass gelagert, ein- oder mehrjährig nochmals in der Flasche gereift, lässt die entscheidenden Geschmackshöhepunkte entstehen. Zu früh degustiert ist genauso Weinverschwendung, wie eine Flasche zu spät geöffnet. Zu wissen wann, gehört zu einer gepflegten Weinkultur. Gebr. Kümin versteht, all diese Kriterien zu erfüllen und in und mit den örtlichen Gegebenheiten Markenweine zu gestalten.

Ein Markenwein zeichnet sich dadurch aus, dass er stets eine verlässlich hohe Qualität, sorten- und herstellertypische Sensorik im Geschmack aufweist und in ausreichender Menge zu einem adäquaten Preis-Leistungsverhältnis verfügbar ist. «Kümin-Weine» haben einen eigenen Charakter der sich über die unterschiedlichen selbst gekelterten Reb- und Weinsorten als roter Faden zieht. Auch da will ich nicht zu weit ausholen und habe mich auf eine einfache Kombination in sechs Parametern fokussiert:

– der Rebsorte und des Terrain eindeutig zuordenbare und ausgewogene Frucht
– dezent spürbare aber gut eingebundene Säure
– volumig auf dem Gaumen, Finesse in der Nase, nachhaltig im Abklang
– nicht zu jung (betonte Apfelsäuren), nicht zu reif ohne Lagerpotenzial
– zu einem speziellen Menü passend oder pur getrunken ein Gedicht
– Anbaugebiet Schweiz, möglichst Region, idealerweise Zürichsee, Buchberg oder Walensee.

Stefan Kümin, bei der Weinlese entscheidet sich, was verkeltert wird. Foto und Foto unten: Axel B. Bott

Meine Favoriten der Wahl

Gut gefallen haben mir somit 17 Weine. Ausländische Weine oder Spirituosen habe ich nach der ersten Verkostung nicht mehr weiterverfolgt. Hier sind die Sortimentskriterien sehr kundenspezifisch zu werten. Allerdings, der «Amarus» gefällt mit seinem dichten Geschmackspiel, wie auch der Whisky «Two Ravens», in seinem weichen holz-tanninigen Auftritt.

Weine nach Punkten

• St. Johann Chardonnay, Jahrgang 18, Preis 17.80, noch verschlossen und Reifezeit erforderlich
• Lenggiser Klevner, Jahrgang 18, Preis 14.20, einfach, sauber, unkompliziert
•• Quintener Pinot noir, Jahrgang 18, Preis 16.30, hat Potential, noch verschlossen
•• Leutschner R-S Auslese, Jahrgang 18, Preis 15.70, schöne Grapefruit- und Ananasnoten
•• Rosenberg Sauvignon blanc, Jahrgang 18, Preis 17.80, fruchtig aber noch verschlossen
•• Leutschner Friedsamer Auslese, Jahrgang 18, Preis 16.80, schöne Zitrusnote
•• Leutschner Pinot gris Auslese, Jahrgang 18, Preis 16.80, noch grüne Töne, bereits intensive Frucht
•• Quintener Federweisser, Jahrgang 18, Preis 16.30, leichte Frucht, leicht flüchtiger Nachklang
•• Rosenberg Pinot noir, Jahrgang 17, Preis 21.00, hat viel Potenzial, Tannin und Lagerreserve
••• Quinten Chardonay, Jahrgang 18, Preis 19.10, edle, breite Frucht
••• Rapperswil-Jona Federweiss Rosenstadt Lakers Edition, Jahrgang 18, Preis 16.60, extraktreich, nachhaltig, finessenreich
••• St.Peter Blanc de Blanc brut, Methode Traditionell, Preis 20.60, Zitrusnoten, fruchtig, gehaltvoll
••• St. Saphorin Blanc Bovy, Jahrgang 18, Preis 17.80, leicht, beschwingt, fruchtig
••• Tuggener rot, Pinot noir/Cabernet/Dornfelder, Jahrgang 18, Preis 17.60, hat Potenzial, noch verschlossen
••• Buchberger Pinot noir, Jahrgang 16, Preis 21.00, Tannin, Potenzial, Lagerreserve, noch verschlossen
••• Cuvée Pfäffikon Pinot/Cabernet AOC Selezione d’Oro, Jahrgang 16, Preis 21.30
•••• Leutschner Solaris Auslese, Jahrgang 18, Preis 17.80, bereits fruchtig, edel, nachhaltig
•••• Leutschen AOC Pinot noir Trockenbeeren Selezione d’Oro, Jahrgang 15, Preis 31.50, Hammer, intensiv, Top!

Gebr. Kümin Weinbau und Weinhandel AG
Stefan Kümin
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