Rücksichtsloser Bikerspass nicht einfach hinnehmbar

Wildhüter Matthias Oechslin (links) und Förster Pirmin Schuler entdecken bei ihrem Rundgang durch den Wald einen frisch angelegten Trail, der
innerhalb kürzester Zeit unübersehbare Spuren der Zerstörung am Waldboden anrichtet.

Redaktion: 
Rolf Meister, Markus Menti, Marika Bartlome

WIR KÖNNEN DAS NICHT EINFACH SO HINNEHMEN

In den Wäldern des Höhronen werden reihenweise illegale Downhill-Strecken angelegt. Das Ausmass der Zerstörung ist so gross, dass die Korporation Wollerau als Waldeigentümerin reagieren muss. Tiefe Furchen im Waldboden, verletzte Wurzeln, Erosion, abgebrochene Äste, zurückgeschnittene Bäume und Sträucher: Der Anblick, den die Höhronen-Wälder mancherorts bieten, ist für Pirmin Schuler alarmierend. Der Betriebsförster der Korporation Wollerau hat dem Genossenrat über seine Beobachtungen Bericht erstattet und ihn zum Handeln aufgefordert.
«Ein solch 
rücksichtsloses Verhalten gegenüber der Tier- und Pflanzenwelt ist nicht tolerierbar», sagt er unmissverständlich. «Ausserdem ist es respektlos gegenüber der Grundeigentümerin, der Korporation Wollerau.»

Büssen ist schwierig

Verursacher der massiven Eingriffe in die Natur sind Downhill-Bikerinnen und -Biker. Bereits vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie hatte Schuler in seinen Wäldern eine Zunahme dieser Sportart beobachtet. Corona hat die Problematik deutlich verschärft. «Der Höhronen-Wald ist ein wertvolles Naherholungsgebiet, und wir freuen uns, wenn er als solches genutzt wird», sagt Korporationspräsident Daniel Eggler. «Es geht also keineswegs darum, die Menschen von ihm fernzuhalten.» Eine mutwillige Verwüstung des Waldes hingegen könne die Korporation nicht hinnehmen. Bloss: Eine rechtliche Handhabe gegen die Downhill-Bikerinnen und -Biker haben Waldbesitzer nicht. Gemäss Schweizer Recht ist «das Betreten von Wald und Weide […] jedermann gestattet». Betriebsförster Pirmin Schuler setzt deshalb vorerst auf Gespräche und Aufklärung. Wenn er den Hobbysportlern im Wald begegnet, führt er ihnen die Folgen ihres Verhaltens vor Augen, in der Hoffnung, dass seine Mahnungen gehört werden. «Leider oft vergeblich», sagt er. «Die Biker kommen immer wieder.» Oft reisen sie in Gruppen aus der ganzen Deutschschweiz an. Ausgestattet mit E-Bikes, verbringen sie den ganzen Tag im Wald, fahren eine Downhill-Strecke mehrmals rauf und runter – und das nicht nur am Wochenende, sondern sieben Tage die Woche, von morgens bis abends.

Endlos rauf und runter

Annährend ein Dutzend illegal angelegte, teils bis zu vier Meter breite Downhill-Strecken, hat Schuler bis anhin ausgemacht, und es werden immer mehr. Um ihrem Hobby frönen zu können, schrecken die Downhill-Bikerinnen und -Biker vor nichts zurück. Sie bauen Steilwandkurven mit geschlagenem Holz und legen Sprungschanzen an. Für letzteres verschieben sie teils grössere Mengen Erdreich. Auf Strassen und an Bäumen bringen sie mittels Spray Markierungen an – ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie Rennen auf Zeit fahren.
In der Szene gilt der Höhronen-Wald offenbar als Geheimtipp. Einige Biker haben Schuler freimütig erzählt, dass sie ihn gern aufsuchen, weil die Trails noch nicht derart übernutzt seien wie andernorts. Es dürfte jedoch nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Downhiller in Scharen kommen: Einige der Abfahrten auf dem Höhronen werden in mindestens zwei einschlägigen Apps bereits wacker beworben. 

Verheerende Folgen für das Wild

Nicht nur die Pflanzenwelt trägt Schäden davon, das DownhillBiking beeinträchtigt auch die im Wald lebenden Tiere. «Das Wild nimmt den Biker als Gefahr wahr und flüchtet teils panikartig über grosse Distanzen», weiss der zuständige Wildhüter Matthias Oechslin. «Bei trächtigen Hirsch- und Rehkühen kann das im Frühling zu einem Abort führen.» Im Herbst, wenn die Nahrungsgrundlage knapper werde, führe die Flucht zu einem unnötigen Energieverlust – unter Umständen mit tödlichen Folgen. «Die Downhiller sind sich dessen oft nicht bewusst», so Oechslin. Deshalb sei es wichtig, sie aufzuklären und zu informieren.

Bauten nur mit Erlaubnis

Genau das will die Korporation Wollerau jetzt tun. Sie beabsichtigt, präventiv Hinweistafeln an den Waldzufahrtstrassen und in den Wäldern aufzustellen und die Menschen für ein richtiges Verhalten im Wald zu sensibilisieren. Dazu gehört zum Beispiel, ausschliesslich die bestehenden Fuss- und Radwege zu benutzen. Ausserdem dürfen im Wald grundsätzlich keine bleibenden Einrichtungen wie Schanzen oder Kurven erstellt werden, ausser mit ausdrücklicher Erlaubnis des Grundeigentümers. Schuler: «Wir sind gesprächsbereit. Wenn die Downhill-Biker sich bei uns melden würden, suchen wir mit ihnen gern eine konstruktive Lösung.» Es sei nicht auszuschliessen, dass die Korporation Wollerau ihnen entgegenkomme und einen Trail zur Verfügung stelle, den sie dann offiziell befahren dürfen. Sollten die Bemühungen der Korporation Wollerau nicht fruchten, ist denkbar, dass sie gemeinsam mit den anderen Schwyzer Waldeigentümern eine Anpassung der Rechtslage anzustreben versucht. Wie Schuler weiss, ist die Korporation Wollerau nämlich längst nicht die einzige Waldbesitzerin, die vom Problem des unerwünschten Downhill-Bikings betroffen ist.

Korporation Wollerau

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