KKS Ultraschalltechnik erobert China

KKS Ultraschall AG erweitert in China ihre Markteffizienz

Bei einem Interview mit Robert Gnos entstand 2017 ein Wirtschaftsporträt im Buch «SCHWYZECONOMY». Darin erläuterte Gnos die zunehmende Spezialisierung des Unternehmens auf die Marktnische der Medizintechnik in den Bereichen industrielle Oberflächenreinigung, Oberflächenbehandlung und Veredelung von medizintechnischen Implantaten und Instrumenten. KKS stellt Anlagen für die Ultraschallreinigung sowie chemische und elektrochemische Oberflächenveredelung her und führt selbst in Lohnarbeiten entsprechende Aufträge für eine internationale Kundschaft durch. Diese Praxiserfahrungen helfen die Anlagen sowie deren Leistungen zu optimieren und unterstützen den Aufbau der internationalen Marktkompetenz.

Währenddessen seit 2009 schon in Shanghai auf Messen präsent, eröffnete sich ein neuer Ansatz, intensiver in den chinesischen Markt vorzudringen. Inzwischen wurde aus der Absicht ein Projekt, in Changzhou, in der Nähe von Shanghai baut die KKS ein Werk für Oberflächenbehandlungen, das im Herbst 2020 in Betrieb gehen wird. Das primäre Ziel ist die Oberflächenbehandlung von medizintechnischen Produkten für den lokalen chinesischen Markt sowie der Verkauf von Anlagen für die ultraschallgestützte Reinigung und Oberflächenbehandlung. Die Synergie liegt im Aufbau langfristiger Beziehungen im Wachstumsmarkt China mit einem jährlichen Wachstumspotenzial von aktuell bis zu 100 Prozent im Gegensatz zum Potenzial von 2-10 % im westlichen Markt ab Unternehmenssitz in Steinen, Schwyz. Es ist zurzeit nicht geplant, Komponenten in China herzustellen welche aus China exportiert oder im Werk in Steinen verbaut werden sollen.

In einem neuen Interview zum Jahreswechsel auf 2020 spricht Robert Gnos über den Markteinstieg in China.

Herr Gnos, welche Gründe bewogen Sie, auch in China sesshaft zu werden?

«Entsprechende Überlegungen reiften während verschiedenen Messeerfahrungen in China, der näheren Marktanalyse und im Kontakt zu örtlichen Kunden und Agenten. Wir gründeten daraufhin in Changzhou, die KKS (Changzhou) Surface Treatment Co., Ltd. und hier vor Ort die KKS China Investment AG. Die Investment AG ist als Schweizer Unternehmen, ein Joint Venture mit einem chinesischen Investor und Besitzerin der Ltd.»

Welche Investitionen und welchen Turnover erwarten Sie in welchem Tätigkeitsfokus?

«Wir planen eine Gesamtinvestition von CHF 10 Mio. und starten mit einem Mitarbeiterbestand von 10 Personen, den wir in den kommenden Jahren bis auf 40 Personen erweitern werden. Einen Break Even erwarten wir innert 4 Jahren. Neben Dienstleistungen für die Oberflächenreinigung und -behandlung ist die chinesische Gesellschaft unser Stützpunkt in China für Anlagen-Importe aus der Schweiz sowie für die lokale Wartung und den Kundenservice der verkauften Produkte.

Ihr Know-how fliesst nach China, rechnen Sie mit Plagiatsproblemen?

«Wenn wir das Geschäftsfeld „Verkauf von Anlagen/Produkten“ anschauen ja. Die Chinesen haben die Fähigkeit gut und schnell zu kopieren und zu lernen. Kreativitätsdefizite machen sie mit Engineeringkapazitäten wett, an Manpower mangelt es ihnen nicht. Plagiate von Produkten sind daher oft sehr schnell auf dem Markt. Das notwendige Prozesswissen im Bereich der Oberflächenbehandlungen, um zuverlässig und reproduzierbar eine hohe Güte der behandelten Produkte zu erzielen, ist jedoch deutlich anspruchsvoller und weniger leicht zu kopieren.

Sehen Sie eine Fachkräfteproblematik hinsichtlich Experten und Sprache?

«Das Fachkräftepotenzial wird sich langfristig relativieren, da China sehr viel in die Ausbildung sowie in Studienaufenthalte von Chinesen in westlichen Schulen und Ausbildungsstätten investiert. Zunächst lassen sich eventuell vorhandene Fachdefizite durch Schweizer Know-how abdecken, dafür gleichen der Fleiss und die hohe Einsatzbereitschaft der Chinesen vieles aus. Probleme sind vielmehr Sprachbarrieren. Die wenigsten chinesischen Fachkräfte sprechen eine europäische Sprache. Die Kommunikation muss also oft mit nativ sprechenden Dolmetschern ermöglicht werden.»

Sind in China die Produktionsbedingungen anders als in der Schweiz, insbesondere beim Umweltschutz?

Die Umweltauflagen in China sind mittlerweile sehr hoch und übersteigen zum Teil die Anforderungen der heute gültigen Standards der Schweiz. Auch bezüglich der Produktequalität sind die Anforderung der lokalen Hersteller kontinuierlich am Steigen. Es ist zum Beispiel das erklärte Ziel der chinesischen Regierung bis zum Jahr 2025 medizintechnische Produkte herzustellen, welche internationalen Anforderungen genügen.
«Westliche» Qualitätsstandards werden also in China im für uns attraktiven Markt der Medizintechnik ein absolutes Muss. 80 Prozent Qualität kann jeder lokale Produzent relativ schnell erreichen. Interessant wird es erst bei einer Qualitätssufe über 95% Prozent. Hier zeigen sich die wahren Meister und genau darin sehen wir die Chancen und das Potential für uns und unsere Prozesse.
Als aufwändig erweist sich für uns oft die Bürokratie und das Verstehen der chinesischen Kultur und Mentalität. Dieses Hineindenken in die Verhaltensweisen der chinesischen Partner ist die Basis für langfristig gute Geschäftsbeziehungen. Sind diese erst einmal besiegelt, haben es andere schwer, diese zu unterlaufen. Die Chinesen mögen keine unsteten Partnerschaften, obwohl sie als höchst preissensibel gelten und deswegen dazu neigen können, sofort zu günstigeren Partnern zu wechseln.»

Bei unserem letzten Gespräch in 2017 klangen Überlegungen an, nach einer Firmenübergabe an die KOWEMA AG, Rotkreuz, sich zum heutigen Zeitpunkt mehr ins Privatleben zurückzuziehen. Ich sehe Sie jedoch genauso motiviert das neue Projekt begleiten?

«In der Tat ist insbesondere der Aufbau des Werkes in China eine Herausforderung, die ich spannender als einen Ausstieg aus dem aktiven Erwerbsleben erachte …»