Atelier Gewässer – revitalisiert Gewässerräume

Die Firma Atelier Gewässer, agw, unterstützt die Wasserbau-Verantwortlichen als unabhängige Beratung und kann treuhänderisch die technische Leitung zur Entwicklung und Revitalisierung von Fliessgewässern nach ökologischen und wirtschaftlichen Kriterien übernehmen. Dies mit dem Ziel, hochwassersichere Natur- und Gewässerräume für den Menschen und unsere Infrastrukturen und das Siedlungsgebiet zu schaffen.

agw ist ein Dienstleister für Gemeinden, Bezirke, den Kanton und projektierende Büros. Die drei ineinander greifenden, in sich selbstorganisierten Elemente des Atelier Gewässer sind:

• Experten-Pool
•  Offene Projektleiter-Werkstatt
•  Gesellschaftlich breit abgestützter Beirat

Eigenverantwortung, wertschätzende Zusammenarbeit und Experimentierfreude prägen die Arbeitsweise im Atelier. Die Dienstleistungen werden durch Rolf Gall koordiniert, einem erfahrenen Experten für den Gewässerbau. Er verfügt über eine langjährige Praxis aus seiner Tätigkeit in einem führenden Ingenieurbüro in Winterthur. Sitz der Projektwerkstatt ist das historische Kloster Ittingen im thurgauischen Thurtal, in der Nähe eines renaturierten Abschnitts der Thur.

Schwyz-Infra.ch liess sich von Rolf Gall dieses neue Dienstleistungsmodell und seine Vorteile erläutern.

1. Herr Gall, welchen Fokus setzen Sie mit Atelier Gewässer für projektierende Büros, Gemeinden und  Bezirke?

Der Fokus liegt bei einem Experten-Pool, welcher Aufgaben der Unterstützung der Bauherren, d.h. der Gemeinden und Bezirke massgeschneidert wahrnehmen kann. Das Spektrum reicht von projektspezifisch skalierbaren Kapazitäten und jederzeit abrufbaren Beratungsleistungen bis hin zum Outsourcing oder zur Überbrückung einer spezifischen Führungsfunktion. Die konkreten Planungsarbeiten werden von den lokalen Ingenieurbüros durchgeführt, so wie heute. Mit dem Experten-Pool kann die Umsetzung der Revitalisierungs- und Hochwasserschutzprojekte an den Fliessgewässern beschleunigt und verbessert werden.

Unsere Erfahrungen zeigen, dass der oft sehr lange Planungsprozess bei Gewässerbauprojekten gewinnbringender gestaltet werden kann, mit dem Ziel Synergien zu erkennen und zu nutzen. Zum Beispiel auch mit der Ausarbeitung von Gemeinde-Entwicklungen in Leitbildern, Quartierplänen, Gestaltungsplänen, Neuerschliessungen oder Leitungssanierungen. Mit diesen Instrumenten können Hochwasserschutz- und Renaturierungsmassnahmen durch die kommunalen, lokalen Planer nahe am Puls der Menschen geplant und realisiert werden. Als Bauherrenunterstützer projektieren wir nicht selber, sondern bringen, zusammen mit den Betroffenen und Beteiligten, die unterschiedlichen Vorstellungen und Möglichkeiten zu einem sinnvollen Ganzen.

2. Welche Gründe liessen Sie Ihr Leistungsmodell eines flexiblen und auf Abruf wählbaren Service wählen?

Die Erfahrung der letzten 10 Jahre zeigt, dass die Planungsarbeiten vieler Revitalisierungs- und Hochwasserschutzprojekte viel Zeit beansprucht und oft scheitern:

• die individuellen Interessen wurden oft ungenügend erkannt und wurden somit nicht berücksichtigt

• die Planung eines neuen Fliessgewässers erfolgt oft ohne das der dafür notwendige Baugrund (= Grundeigentum) verfügbar ist.

Wir erfüllen unsere Aufgaben in einem Spannungsfeld unterschiedlicher Ansprüche von Grundeigentümern, projektierenden Fachplanern, Gemeindeexekutiven und bewilligenden Fachstellen. Die erfolgreiche Realisierung liegt in der Zusammenarbeit dieser unterschiedlichen Funktionen und Ansprüchen. Wir wenden uns dem Menschen zu und schauen, was im hier und jetzt nötig ist. Die Zeit der Fluss- und Gewässerkorrekturen, die nach einer starren Planung kompromisslos unsere Landschaft umpflügen, ist in unserem multifunktionalen Raum mit überlagernder Nutzung vorbei. Solche Projekte stehen heute oft wie Elefanten in der Planungslandschaft und werden kaum je realisiert. Das ist nicht nur für die Direktbeteiligten frustrierend, sondern auch teuer.

3. Ihr Standort ist das Kloster Ittingen, wie kam es zu diesem aussergewöhnlichen Domizil?

Der Standort Ittingen habe ich während einer Auszeit entdeckt. Eine Auszeit, die zu einer Pilgerreise wurde und die schliesslich über Chartres in Frankreich nach Flueli Ranft und von dort zum Kloster Ittingen ins Thurtal führte. Im Kloster Ittingen lebten während rund 700 Jahren Kartäusermönche. Heute hat sich das Kloster zu einem zeitgemässen, nachhaltig geführten Kultur- und Seminarzentrum gewandelt. Alte Werte neu gelebt. Der ideale und inspirierende Flecken für das Atelier Gewässer.

4. Sie bieten Ihre Dienste als offene Werkstatt und als Experten-Pool an, welche Spezialisten ergänzen Sie in der Praxis? 

Wie in einer Hausarztpraxis arbeiten alle nach dem gleichen Leitbild, wir sind bestens vernetzt und haben einen breiten Zugang zu weiterführenden Spezialisten. Durch unseren regelmässigen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen im Qualitätszirkel sind wir über alle positiven und negativen Besonderheiten der Spezialisten informiert. Unsere unabhängigen Bauherrenunterstützer*innen für den Bau im engeren Sinne haben je langjährige Kenntnisse in der Baukunst für das öffentliche Gemeinwesen für Gemeinden, ausgewiesene Erfahrung in der verantwortlichen Projektierung von Gewässerbau-Projekten und Bausummen über 6 Mio. Franken, Personalführungserfahrung in einer klassischen Linienfunktion in der Privatwirtschaft und/oder der öffentlichen Verwaltung.

5. Sind das die Personen, welche bei Ihnen Beirat sind?

Nein. Wir sind begeistere Gewässerbauer*innen. Unser Beirat unterstützt uns, weitere Perspektiven einzunehmen. Unser Beirat bringt deshalb Kompetenzen von ausserhalb des „klassischen“ Gewässerbaus ein.

6. Welche Dienstleistungen bieten Sie Ihren Kunden an?

• Bauherrenberatung: über alle Phasen der Bauplanung oder nur für einzelne Phasen

• Gesamtleitung: unterstützend oder als Gesamtbeauftragte.

•  Projektentwicklung: unterstützend oder als Gesamtbeauftragte.

• Projektleiter-Werkstatt: als Treffpunkt für Fachleute zur Weiterentwicklung effizienter Bauplanungen im projektierenden Schweizer Gewässerbau.

7. Sie sind mit der Gewässerwirtschaft in einem Ingenieurbüro gross geworden, als Biologe, als Feuerwehrkommandant und als Projektentwickler des Generationenkonzept Thur+ für den Kanton Thurgau. Wo sehen Sie heute die wichtigsten Ansätze in einem nachhaltigen Gewässermanagement?

Einerseits bei der Raumplanung und damit in der Aufgabe, räumliche Konflikte zu erkennen und zu lösen. Das heisst, unterschiedliche Interessen gewichten und gegeneinander ab-wägen. Sind gewässerbauliche Massnahmen nötig und möglich, so unterscheidet sich deren Planung massgeblich von einer klassischen Bauplanung. Gewässerbau ist im Idealfall anpassungsfähig, lernt vom Verhalten des Gewässers. Ein naturnahes Gewässer von Menschenhand bauen, ist ein Widerspruch in sich.

Zusammengefasst heisst das:

Zuerst ganzheitlich betrachten, dann zielgerichtet handeln. Wenn wir das in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Vorgaben und etablierten SIA-Leistungsordnungen tun – der massgebende Schweizer Berufsverband für qualifizierte Fachleute der Bereiche Bau, Technik und Umwelt – ist die Umsetzung von Gewässerbauprojekten kein exklusives Projekt mehr, sondern einfach ein natürlicher Baustein in der Gestaltung eines vielfältigen Kulturraums.

8. Wo gilt es schonend einzugreifen und wo sollte der Natur Raum zur Selbstorganisation gelassen werden?

Die Umsetzung gewässerbaulicher Massnahmen ist eine gesetzliche Pflicht und in der Regel eine hoheitliche Aufgabe von Gemeinde, Bezirk und allenfalls Kanton. Deshalb sind Rahmenbedingungen auch politisch mit vorgegeben. Hochwasserschutz fokussiert auf das Risikomanagement und den Schutz vor Sach- und Personenschäden bei Unwettern. Da sind oft auch harte, wasserbauliche Massnahmen nötig. Was für die gesunde Entwicklung jedes einzelnen Menschen innerhalb der Gesellschaft wichtig ist, gilt auch für die Entwicklung eines gesunden Gewässers in unserem Kulturraum: Raum zur Selbstorganisation schaffen und damit Freiheit mit Grenzen ermöglichen. Umsichtig Denken und Handeln ist in beiden Fällen der Königsweg dazu.

Atelier Gewässer
EINFACH NATÜRLICH
Rolf Gall
Telefon: 044 888 10 83
www.a-gw.ch
rolf.gall@a-gw.ch

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