Judith Barben: Kinder lernen gemeinsam unter der Anleitung des Lehrers am besten

Judith Barbens beide Publikationen im Ekos Verlag, Sonderdrucke zu Lehrplan 21 und SpezialthemenVortrag im Mythenforum am 7. Oktober 2022, Fotos © Bott, B. A.

Menschengerechtes Lernen? 
Kinder lernen gemeinsam unter der Anleitung des Lehrers am besten

Der Lehrplan 21 wurde 2006 von der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren als neuer Einheitslehrplan für die gesamte Deutschschweiz beschlossen und 2014 erlassen. Wie legitim und fortschrittlich dieser Lehrrahmen ist, sei dahingestellt. Auch darf hinterfragt werden, ob diese Vereinheitlichung dem menschlichen Lernverständnis dient. Kann sie Schüler befähigen, sich selbstbewusst zu behaupten und sich als gebildete und geistig wache Individuen intelligent auf die Herausforderungen des Lebens einzustellen?

Bott, Bernhard Axel

Was bedeutet menschliches Lernen? 

Der Zürcher Pädagoge, Schul- und Sozialreformer Johann Heinrich Pestalozzi (Januar 1746 – Februar 1827) prägte erstmalig das ganzheitliche Erziehungskonzept «Kopf, Herz und Hand». Er meinte damit, dass Lernen nur dann erfolgreich ist, wenn zuerst der Inhalt in seinem Zusammenhang verstanden wird, das Gefühl einen persönlichen Bezug herstellt und die Motorik des Schreibens den niedergeschriebenen Inhalt taktil in das Unter- und Wachbewusstsein eingraviert. Derart Erlerntes sitzt essenziell und ist die Grundlage für jedes weitere erarbeitete Wissen. Somit kann eine logische und folgerichtige Wissenskette entstehen, die individuell einmalig und bezugsfest neues Wissen anpasst und in bestehende Grundlagen integriert. Dies ist der Lernmechanismus des Menschen und immer dann erfolgreich, wenn er mit am Menschen orientierten (ergonomischen) Abläufen verbunden ist, so Pestalozzi.

Nachhaltiges Lernen basiert auf menschlich interaktiven Prozessen

Ich selbst habe als Waldorfschüler eine anthroposophische Ausbildung genossen. Rudolf Steiner (Februar 1861 bis März 1925) entwickelte etwa 100 Jahre später auf der Grundlage von Pestalozzis biografisch erlittenen und auf Erfahrung beruhenden Menschenkunde seinen ethischen Individualismus, woraus beide zusammen die allgemein menschliche Pädagogik begründeten (Ueli Seller-Hugova).

Warum betone ich meinen Bezug zu Steiner und die Verbindung zu Pestalozzi? Mich hat die Schule eines gelehrt: Die anthroposophischen Lehrbeauftragten und das Schulsystem hatte mein und das Wohl aller Schüler im Fokus. Entscheidend war das Lernen in der Gruppe. Wir lernten gegenseitig von- und miteinander, in einer lebendigen Gruppendynamik. Als Schulabgänger konnten wir ein selbstbefähigtes und resilient gestütztes Leben führen. Mir hat die pädagogisch empathische Förderung meiner Fähigkeit von jungen Jahren an sehr geholfen und mich wesentlich unabhängiger eigene Entscheide auf qualifizierter Wissensgrundlage treffen lassen. Bis heute ist meine Lernmethode frei von Behinderungen. Als inzwischen 72-Jähriger lerne ich heute noch genauso begeistert und zielorientiert, wie ich es in der Rudolf Steiner-Schule als kleiner Bub gelernt habe. Im Umgang mit Kindern im Schulalter erkenne ich die ihnen angetanen Lernverstümmelungen – ein offensichtliches Versagen des Lehrplan 21. Ich bedaure diese Entwicklung sehr.

Was kann der Lehrplan 21 (nicht)?

Dr. phil. Judith Barben-Christoffel, bewertet den von oben «verordneten» Lehrplan 21 sehr kritisch und beurteilt ihn als untauglich für eine nachhaltige Bildungsqualität und eine geistig reife Entwicklung des Menschen.  Sie ist 1953 in Zürich geboren, lebt in Wil (SG) und war zunächst Primar- und Sonderschullehrerin, studierte danach Psychologie und Pädagogik an der Universität Zürich und ist seit 1988 als Psychologin und Psychotherapeutin tätig. In ihrer Praxis arbeitet sie mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Familien. Von 2015 bis 2019 unterrichtete sie zudem in einem Teilpensum als Primarlehrerin. In Vorträgen und Artikeln setzt sie sich mit psychologischen, pädagogischen und staatsbürgerlichen Fragen auseinander wie beispielsweise: Bedeutung der Familie in der direkten Demokratie, Werte- und Gewissenserziehung, Ritalin-Problematik und manipulative Psychotechniken. 2009 erschien ihr Buch «Spin doctors im Bundeshaus. Gefährdungen der direkten Demokratie durch Manipulation und Propaganda». 

Am Freitag, 07. Oktober 2022, hielt sie im Mythenforum Schwyz einen Vortrag, in dem sie für die Themen «Lehrplan 21 als Manipulationsinstrument», «Inklusion – Fortschritt oder Rückschritt?» und «Computer statt Lehrer – Schüler im Netz globaler Konzerne» sensibilisierte.

Vor 40 Jahren begann sie als Primarlehrerin zu unterrichten. Ihre langjährige Berufserfahrung liess sie die Schweizer Volksschule und deren Qualität aus verschiedenen Blickwinkeln kennen und schätzen lernen. Dabei konnte sie die Auswirkungen ständiger und fehlgeleiteter Reformen erfahren und wie diese das Schweizer Schulsystem, eines der weltweit besten, systematisch entwerteten. Erfahren Sie mehr zu Judith Barbens Beobachtungen, die sie in ihren Büchern und in Sonderdrucken zusammengestellt hat. 

Kinder im Netz globaler Konzerne – Eikos Verlag, erschienen 2018 (ISBN 978-3-9524324-2-6)

Der Lehrplan 21 weicht grundlegend vom Lernprinzip Pestalozzis ab. Der bis anhin bewährte Klassenunterricht wird in seiner sozialen Einheit aufgebrochen. Neu findet der Unterricht individualisiert in sogenannten «Lernateliers» statt, die den Grossraumbüros global agierender Konzerne gleichen. Der so auf sich selbst gestellte Schüler hat als Gegenüber jetzt einen Tablet-Computer, der Lehrer ist zum Coach deklassiert und nur noch ein digitaler Internet-Avatar. Das zerstört das Teamgefühl unter Schulkollegen, leistungsschwache wie leistungsstarke Schüler fehlt der interaktive Austausch, die Lernmotivation sinkt steil nach unten.

Diese Clusterzellen-Pädagogik zwingt dann Eltern, private Nachhilfestunden draufzupacken. Schüler verlieren nicht nur den Anschluss, sondern auch allen Mut und die Freude am Lernen. Im Weiteren verzichtet der Lehrplan 21 auf Jahres-Stoffziele und verlangt schwammige Kompetenzen als Massstab. Das kleine Einmaleins wird nicht mehr geübt. Ebenso wenig eine korrekte Rechtschreibung. Grammatikregeln ersaufen in einer rudimentären Lautsprache.

Wenn der Computer das Lernen des Menschen ersetzt, wird das Kind abhängig von Drittmitteln und wird zwangsläufig zum digitalen Computerfreak mit schwacher sozialer Intelligenz und wenig Empathie. Ganz zu schweigen davon, dass damit Technologiekonzerne (Google, Facebook, Apple, Samsung) gleichgeschaltete Kinder in eine künstliche Welt einsaugen und sie für einen von diesen Konzernen beabsichtigten Transhumanismus vorbereiten. Sie träumen davon, den Menschen schon in jungen Jahren Chips zu implantieren, um sie zu steuern und den von ihnen gehassten ethischen Individualismus zu vernichten. Diese Ausgeburt kranker Gehirne wird ihnen aber nie gelingen, weil die menschliche Natur sich nicht töten lässt. 

Judith Barben plädiert für eine Rückkehr zur direkt-demokratisch verankerten Volksschule nach Pestalozzis Prinzip «Kopf, Herz und Hand». Das Steuer in der Bildungspolitik muss gewendet werden. Wir Schweizer müssen wieder lernen zu entscheiden, was wir wollen und was nicht. Niemand kann uns zum Lehrplan 21 zwingen, da dieser keine gesetzliche Grundlage besitzt.

Menschen sollten wieder in Gruppen zusammenfinden und sich in Volksinitiativen organisieren. Jeder hat Einfluss darauf, das Beste zu wählen und nicht das immer Schlechtere hinzunehmen.

BUCHEMPFEHLUNGEN

SPIN DOCTORS IM BUNDESHAUS
Gefährdungen der direkten Demokratie durch Manipulation und Propaganda
Autorin: Judith Barben

> Erschienen: 2009
> 2. Auflage: 2010
> Versandfertig innert 1-2 Werktagen
> ISBN 978-3-033-01916-4
> Einband: kart.
> Erschienen bei: Eikos Verlag
> Seitenzahl: 214
> Abbildungen: 10
CHF 28.80 (in der Schweiz portofrei)

Flyer zum Buch

KINDER IM NETZ GLOBALER KONZERNE
Der Lehrplan 21 als Manipulationsinstrument
Autorin: Judith Barben

> Erschienen: 2018
> Versandfertig innert 1-2 Werktagen
> ISBN 978-3-9524324-2-6
> Einband: kart.
> Erschienen bei: Eikos Verlag
> Seitenzahl: 187
> Abbildungen: 9

CHF 20.– (in der Schweiz portofrei)

Flyer zum Buch