H+I – LUNCH 13. Juni 2022

H+I-Vizepräsident Ivo Huber (von links), Steuerberater Philipp Schmidig, Regierungsrat Kaspar Michel
und H+I-Präsident Andreas Kümin standen am gestrigen Business-Lunch im Zentrum. Foto © :Axel-B. :Bott


Erschienene Publikationen im Bote der Urschweiz
und Höfner Volksblatt vom 14. Juni 2022

15 Millionen Steuerfranken mehr von einer einzigen Schwyzer Firma

Finanzdirektor Kaspar Michel legte beim H+I-Lunch eine steuerpolitische Auslegeordnung vor.

Jürg Auf der Maur, Bote der Urschweiz

Gleich zwei Referenten konnten Andreas Kümin, Präsident von H+I, dem Schwyzer Wirtschaftsverband, und Vorstandsmitglied Michael Tschümperlin am gemeinsamen Lunch den versammelten Schwyzer Unternehmern präsentieren. Regierungsrat Kaspar Michel und der Schwyzer Steuerberater Philipp Schmidig (Mattig-Suter und Partner) gaben dabei Einblick in aktuelle Steuerbelange und standen im Anschluss Red und Antwort.

Michel machte deutlich, dass es die internationalen Entscheide in der OECD und der EU sind, welche den Takt für das Schweizer Steuerregime vorgeben. «Bund und Kantone», so Michel, «sind davon stark betroffen.»

Dass sich die Steuerunterschiede innerhalb des Kantons in ihrer Höhe stark unterscheiden, sei, so Michel, «nicht per se ein Problem, aber eine Herausforderung». Zu reden gibt derzeit nach wie vor die Absicht der OECD, weltweit einen Mindeststeuersatz von 15 Prozent durchzusetzen für Firmen, die mehr als 750 Millionen Euro Umsatz generieren.

Im Kanton Schwyz wären – in den Höfen – 77 Unternehmen betroffen, wobei es sich bei 7 davon um Hauptsitze handelt. Schwyz profitiert mit etwa 33 Millionen Franken von diesen Unternehmen.

Würde ein solcher Steuersatz Tatsache, könnte der Kanton Schwyz sogar davon profitieren. Michel rechnet damit, dass Kanton, Gemeinden und Kirchen insgesamt 33 Millionen Franken mehr Steuergeld einnehmen könnten. 30 der 33 Millionen würden alleine auf drei Unternehmen entfallen, wobei fast die Hälfte, nämlich rund 15 Millionen Franken Franken, von einer Firma allein mehr in den Staatssäckel transportiert würden.

Wichtig sei deshalb, dass diese drei Unternehmen nicht einfach wegziehen würden, wenn sie plötzlich so viel stärker belastet würden. Michel: «Wir haben mit den zuständigen Leuten in diesen drei Unternehmen geredet. Sie alle sagen, dass das kein Problem sei.» Sie würden bleiben, weil Schwyz noch mehr biete als nur günstige Steuern, freute sich Michel. Und ergänzte: «Die Wegzuggefahr ist gebannt.»

Daneben versicherte der Finanzdirektor, dass die Verwaltung derzeit an einer neuen Steuersenkungsrunde arbeite. So sollen die Sätze im Bereich der Kapitalleistungen oder der Grundstückgewinnsteuer reduziert werden. Gleichzeitig werde auch geprüft, welche Gebühren und Tarife gesenkt werden könnten. Schwyz könne sich das leisten. Michel: «Das wollen wir und das werden wir vorschlagen.» Daneben will die Regierung gezielt in die Infrastruktur und die Bildung investieren.

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Fotos Galerie © :Axel-B. :Bott

OECD-Mindeststeuer bringt dem Kanton weitere Millionen ein

Der H+I-Lunch thematisierte «Finanz- und steuerpolitische Perspektiven für Schwyzer Unternehmen».

Martin Risch, Höfner Volksblatt /March Anzeiger

Die Schwyzer Gemeinden und der Kanton könnten im Steuerwettbewerb gut bestehen, so der Grundtenor. Wenns um die Steuerlast von Privaten und auch von Unternehmen geht, kann man im Kanton Schwyz im Grunde nicht jammern. Im Gegenteil, im interkantonalen Vergleich und im nationalen sowieso stehen der Kanton und die Gemeinden «sehr gut» da, wie der Finanzdirektor Kaspar Michel vor Mitgliedern des Schwyzer Wirtschaftsverbands in Wollerau betonte.

Der Verband hatte gestern wieder einmal zum H+I-Lunch geladen und das Thema Steuern lockte eine schöne Schar an Unternehmerinnen und Unternehmern an. 

Steuerentlastungen möglich

Der Finanzdirektor erklärte in einem kurzen Referat, der Kanton wie auch die Gemeinden seien steuerlich «kompetitiv» aufgestellt, was auch anhand der «Tax-Freedom-Days»-Statistik zu belegen sei. Hier liegt der Kanton Schwyz bei fast allen Einkommensschichten in den vordersten Platzierungen. Vor allem seit der letzten Steuerreform seien die Steuern erneut gesunken, auch jene für juristische Personen. Noch bestünde weiterer Handlungsspielraum. So sei man beispielsweise daran, eine Vorlage für die Anpassung der Grundstückgewinnsteuern vorzubereiten.

Auch beim Bezug von Kapitalleistungen oder bei den Abzugsmöglichkeiten seien durchaus noch steuerliche Erleichterungen möglich. Auch die Einführung einer kantonsweiten Mindeststeuer (12 Prozent) für Unternehmen werde wieder geprüft, dies würde ebenfalls Potenzial bieten. Ganz wenige bringen extrem viel. Schwieriger bis fast unmöglich sei das selbständige Festlegen von Steuern bei Firmen ab einer Grösse von 750 Mio. Franken Umsatz im Jahr. Hier würden die OECD-Staaten, namentlich Frankreich und Deutschland «den Marsch blasen». Im Kanton Schwyz sind es laut Michel aktuell 77 Firmen, die der künftigen Mindeststeuer unterliegen werden. Diese Firmen würde dem Kanton zusätzliche Einnahmen von 18 Mio. Franken bringen, 15 Mio. dem Bund.

Zwei allein bringen 30 Mio. der 33 Mio. Franken. Die Frage müsse lauten, «Wie können wir diese Unternehmen halten?», so Michel. Diese Firmen würden nicht wegziehen wollen, wie es aus denFirmenleitungen heisse. Trotzdem gelte es wachsam zu sein und die steuerliche Attraktivität im Auge zu behalten. Daneben gelte es vor allem auch, die Infrastruktur auf Vordermann zu bringen, für den Individual- wie auch für den öffentlichen Verkehr. «Das ist keine Frage des Geldes, wir sind parat», so Michel. Es hake an Raumplanerischem, wegen Einsprachen etc. Auch im Bildungsbereich müsse der Kanton seine Hausaufgaben weiterhin machen, um attraktiv zu bleiben.

«Manchen Schmarren verhindert»

Sozusagen mit einem ganz frühen Rückblick auf das Ende seiner Amtszeit meinte Michel, «wir haben manchen Schmarren verhindert», mit Blick auf den früheren Wirtschaftsminister Schneider-Ammann, der gegenüber Journalisten gesagt hätte: «Fragen Sie mich nicht, was ich gemacht habe, fragen Sie mich vor allem, was ich alles verhindert habe.» Dadurch habe man unnötige Kosten abwenden und sparsam bleiben können. Wichtig sei für ihn immer gewesen: «Die Politik muss die Wirtschaft spüren.» Umgekehrt sei es wichtig, dass sie sich bemerkbar mache. Im Kantonsrat, bei den Volksvertretern erkenne er teils eine sehr starke Wirtschaftsferne, teils sogar «hochgradiges Desinteresse.»

Im Anschluss referierte der Steuerexperte Philipp Schmidig und schloss sich beim Steuerthema in grossen Teilen dem Vorredner aus der Exekutive an. Die Steuerentwicklung sei positiv und die Steuerverwaltung im Kanton Schwyz funktioniere, wobei man bei der Veranlagung «eher auf der harten Seite agiere». Potenzial habe man sicherlich noch, gerade auch im Vergleich mit den anderen Zentralschweizer Kantonen, wo der Kanton Schwyz ganz am Schluss stehe.

Schmidig lobte, dass der Kanton eine Pauschalsteuer von 12 Prozent für juristische Personen kantonsweit einzuführen, erneut prüfe. Eine solche würde «eine grosse Chance darstellen und hätte Signalwirkung».

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