Infraschall schädlicher als angenommen

Infraschall und Vibroakustisches Syndrom – Altbekannte Phänomene in neuem Zusammenhang

Dr. Dagmar Schmucker,
Internistin, Curriculum Klin. Umweltmedizin

Abstract

Vermeintlich unspezifische Symptome wie Schlafstörungen, Schwindel, Tinnitus, aber auch Hypertonie, Sauerstoffmangel und Herzinsuffizienz werden in der hausärztlichen Praxis, aber auch in dermPulmologie, Kardiologie und Neuropsychiatrie häufig beobachtet.

Anliegen der Autorin ist es, auf Zusammenhänge mit physikalischen Umwelt-Phänomenen wie
Infraschall und/oder Körperschall im Sinne eines Vibroakustischen Syndroms (VAD) oder auch Windturbinensyndrom hinzuweisen und dies in die differentialdiagnostischen Überlegungen mit aufzunehmen. Gerade bei Neuauftreten dieser Symptome wäre ein genaues Erfragen der aktuellen Umgebungssituation des Patienten sehr hilfreich, auch im Hinblick auf die therapeutischen Optionen.

Die Autorin möchte einen èberblick über den aktuellen Stand der Forschung und Erkenntnisse geben, die die Einflüsse auf das otovestibuläre, kardiorespiratorische und neurologisch psychiatrische System darstellen. Die Autorin erklärt hiermit, dass sie hier keine eigene Meinung bezüglich Vor- und Nachteilen von Windenergie abgibt. Das Anliegen ist die Aufklärung und Sensibilisieren von Ärzten und medizinischen Therapeuten.

Was kann man tun?

Man kann die lokale Situation messen lassen vor Ort. Wichtig sind Innenraum-Messungen. Das belegt gerade auch die neueste dänische Studie (73). Dies ist nicht allgemein bekannt. Aber dadurch, dass Körperschall zur Vibration in den Räumen führt und sehr häufig die Situation im Haus/in der Wohnung ausgeprägter ist als aussen, müssen zwingend Innenraum-Messungen durchgeführt werden. Inzwischen gibt es Firmen, die darauf spezialisiert sind und auch mobile Geräte haben.

Es ist zum Beispiel möglich, das Bett auf vibrationsabsorbierende Polster zu stellen, um diese abzumildern. Auch Nachtabschaltungen oder andere Geräteeinstellungen können helfen.

Bei den Windrädern hilft nur die Distanz zum Windrad, je grösser desto besser. Häufig verlassen die Menschen auch ihre Wohnungen, viele versuchen in Kellerräumen Ruhe zu finden. Je nach Messergebnis kann auch eine Nachtabschaltung der Windräder oder eine verlangsamte Windradgeschwindigkeit eingefordert werden. Allerdings ist dies oft ein langer Prozess und oft müssen diesbezüglich auch Gerichte bemüht werden. Natürlich wäre es ideal, wenn zum Schutze der Menschen die entsprechenden DINs und die TA Lärm modernisiert würden.

Problematisch ist auch, dass niemand beweisen kann wie es zur Stunde null war. Zu überlegen ist deshalb, ob gerade in Bezug auf den Bau eines Windparks die betroffenen Hausärzte ein Stunde-null-Protokoll für Patienten dokumentieren. Es gibt diesbezüglich auch Fragebögen (72).

Als Schlussbemerkung möchte Frau Schmucker noch auf eine Stellungnahme des Gesundheitsamts Bremen hinweisen, in der doch relativ eindeutig zu Auswirkungen von Windkraftanlagen Stellung genommen wird und auch Zweifel geäussert werden an den Grenzwerten der TA Lärm und der verschiedenen DINs.

Das Fazit lautet: Aus gesundheitlicher Sicht gibt es noch verschiedene, nicht zufriedenstellend geklärte Fragestellungen. Somit ist nicht auszuschliessen, dass es zukünftig durch neue Messmethoden beziehungsweise neue Erkenntnisse zu einer Neubewertung der Auswirkungen von Windenergieanlagen kommt. Daher ist hier bei der Errichtung der Anlagen eine sorgfältige Abwägung zu treffen, die vor dem Hintergrund eines vorsorgenden Gesundheitsschutzes seinen grösstmöglichen Abstand zur Wohnbebauung vorsieht (1, 18 Referat Umwelthygiene, Gesundheitsamt freie Hansestadt Bremen, Auswirkungen von Windenergieanlagen – Informationen und fachliche Betrachtung aus Sicht des Gesundheitsamtes Bremen).

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Siehe auch die Studie: Negative Auswirkungen von Infraschall auf den Menschen. Mehr …