Berufsberatung: Gesundheitsmanagement im Personalwesen

Bildlegende: Priska Fritsche von der IV-Stelle Schwyz informiert über die berufliche Integration von Erkrankten, Interessanter Rundgang durch die Hallen der Arthur Weber AG, Autorin Sandra Bogenmann, Mitglied der Geschäftsleitung. Fotos: © Amt für Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung.

Gesundheitsmanagement im Personalwesen «Krankheiten sind etwas Normales»
 2. HR-Netzwerktreffen der Berufs-, und Studien- und Laufbahnberatung Kt. Schwyz in Seewen

Sandra Bogenmann, Berufs-, Studien und Laufbahnberatung Kt. Schwyz

Vernetzen sich die Personalverantwortlichen von Unternehmen im Kanton Schwyz, entsteht ein wertvoller Austausch. Im Personalwesen beschäftigt alle dieselben Themen: Entwicklung, Zufriedenheit und Gesundheit der Mitarbeitenden. Dem Amt für Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung ist es gelungen, diese Plattform bereits zum zweiten Mal zu organisieren – und sie wird es wieder tun. Das nächste Schwyzer HR-Netzwerktreffen findet am Donnerstag, 3. November 2022, bei der Leuthold Mechanik AG in Einsiedeln statt.

Dieses Jahr stellte Oskar Zimmermann die Räumlichkeiten seines Arbeitgebers, der Arthur Weber AG, zur Verfügung. Die kurze Vorstellung des Unternehmens verfolgten die zahlreichen Anwesenden interessiert; ganz besonders gefiel die Führung durch den Verkaufsraum und die Halle im Anschluss an die Veranstaltung, wo grosse Mengen an Waren gelagert sind und riesige Krane und Maschinen im Einsatz stehen. Wenn dieser Netzwerkanlass bei immer neuen Gastgeber-Firmen stattfindet, lernen die Personalverantwortlichen nicht nur sich gegenseitig, sondern auch verschiedene Unternehmen im Kanton besser kennen. Das kommt offensichtlich gut an. Für das nächste Treffen lädt Kety Eberle, Personalverantwortliche bei Leuthold Mechanik AG, nach Einsiedeln ein.  

Mitarbeitende erkrankt: Wann kommt die IV ins Spiel?

Das Thema des diesjährigen Hauptreferats drehte sich um das Gesundheitsmanagement in den Betrieben. Priska Fritsche ist Bereichsleiterin Berufliche Integration der IV-Stelle Schwyz. Ihrem Beitrag folgten die HR-Fachleute gespannt, sind doch kranke oder verunfallte Mitarbeitende fester Bestandteil ihrer Arbeit – und leider oft auch Quelle von Sorgen. Eine sensible Wiedereingliederung ganz besonders von Mitarbeitenden mit psychischen Erkrankungen ist eine Herausforderung. 

Psychische Erkrankungen sind besser bekannt, aber die Toleranz nimmt ab

Laut Priska Fritsche ist jeder fünfte Mitarbeitende psychisch belastet. 75% davon sagen: «Die psychische Belastung reduziert meine Produktivität». Ständige Unterbrechungen, Zeit- und Leistungsdruck, Informationen über mehrere Kanäle sind Gründe, die zu Erschöpfung und in manchen Fällen zu psychischen Erkrankungen führen können. Davon erholen sich die Personen nur langsam. «Wer meint, die psychischen Krankheiten haben in den letzten Jahren zugenommen, liegt aber falsch», versicherte Priska Fritsche. Heute erkenne man einfach die Symptome besser, man wisse mehr darüber und die Akzeptanz für psychische Erkrankungen steige. Dennoch sei die Bereitschaft gesunken, betroffene Mitarbeitende in den Unternehmungen zu behalten, denn oft wäre die Situation bereits so lange ausgehalten worden, dass die Geduld abgenommen habe und eine Trennung angestrebt würde. 

«Wir wollen eine Eingliederungsversicherung sein»

Die IV-Stelle Schwyz klärt aufgrund einer Diagnose die Möglichkeiten, wie eine erkrankte Mitarbeiterin oder ein erkrankter Mitarbeiter wieder ins Berufsleben einsteigen kann.  Als erstes sucht sie das Gespräch mit den Arbeitgebenden. Vielleicht ein anderer Arbeitsplatz? Andere Arbeitsinhalte? – dies ist nicht immer einfach, insbesondere wenn der Arbeitsausfall ein kleines KMU existenziell schmerzt und man diesen so rasch wie möglich beenden muss. «Wir wollen eine Eingliederungsversicherung sein», erklärte Priska Fritsche. Sie ist überzeugt, dass ihr Team am runden Tisch mit den betroffenen Unternehmen und Erkrankten unterstützen kann, auch in herausfordernden Situationen. 

Direkter Austausch zum Thema

Die Ausgangslage der HR-Fachleute ist oft schwierig, wenn der Gesundheitszustand erkrankter Mitarbeitenden noch schwierig einzuschätzen ist. Auch mahlen die Mühlen langsam. «Ich wünsche mir eine schnellere Abklärung», sagte eine Teilnehmerin direkt. Priska Fritsche nickte. Sie weiss, wie viele Dokumente die Versicherung für die Anmeldung einfordert und wie lange auch die IV-Stelle auf die diversen ärztlichen Stellungsnahmen warten muss. Wertvolle Zeit, in der die betroffenen Mitarbeitenden den Kontakt zum Job verlieren könnten. 

Die Eingliederung ist der richtige Weg

Trotzdem appellierte Priska Fritsche an die Personalverantwortlichen, immer wieder Möglichkeiten zur Eingliederung zu bieten. Sie erzählte von erfolgreich überstandenen Erkrankungen, wenn Mitarbeitende wieder völlig selbständig berufstätig sind. So beanspruchen sie keine Rente und bleiben dem Arbeitsmarkt erhalten. Und das unterstützten an diesem Anlass alle.

Save the date: 3. November 2022

Philipp Strässle, Vorsteher des Amts für Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung, schuf Ausblick auf das nächste HR-Vernetzungstreffen. «Arbeitsmarktfähigkeit» ist das vorgesehene Thema. Denn die meisten Mitarbeitenden, die für den Arbeitsmarkt attraktiv bleiben, bleiben auch psychisch gesund. 

Empfehlungen für HR-Fachleute: 

• Warnsignale erkennen. Das können häufige Krankmeldungen, körperliche Beschwerden oder Stimmungsschwankungen sein. 

• Rasch reagieren. Das Gespräch mit den betroffenen Mitarbeitenden suchen und die Beobachtungen unmissverständlich ansprechen

• Differenziertes Arztzeugnis einholen, um abzuschätzen, welche Arbeit trotz der Erkrankung möglich ist (www.compasso.ch) 

• Leitungspersonen miteinbeziehen und sie aus der alleinigen Verantwortung befreien

• Anmeldung zur Früherfassung bei der IV-Stelle Schwyz. Dies können Arbeitgebende selbständig einleiten, wenn sie die Betroffenen vorgängig darüber informieren. Daraus entsteht in den meisten Fällen eine reguläre Anmeldung, aufgrund derer die Berechtigung zu IV-Leistungen entschieden wird. 

„Wir machen aus jeder Frage eine Perspektive!“

Die Berufs- und Studienberatung (BSB) des Kantons Schwyz bietet Berufs- und Studienwahlberatungen, Laufbahnberatungen für Erwachsene, Standortbestimmungen, Veranstaltungen zu Beruf, Studium und Weiterbildung, Unterstützung in Entscheidungsprozessen, Diagnostik, Kurzberatungen im BIZ, Bewerbungs-Checks, Integrationsberatungen für Migrantinnen und Migranten und Fachauskünfte zu Aus- und Weiterbildungen. Die BSB ist regional verankert und mit verschiedenen Partnerorganisationen aus Bildung und Wirtschaft vernetzt. 

Amt für Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung
BIZ Pfäffikon – BIZ Goldau – BIZ Einsiedeln.
www.sz.ch/berufsberatung